Eine sehr lange und anstrengende Wanderung war das heute, aber bei bestem Wetter und in einer herrlichen Landschaft. Da ich außerhalb von Usseaux übernachtet habe, musste ich erst einmal eine Stunde laufen und 500m runter, bevor die eigentliche Etappe begann. Die ging 10km hoch bis auf den Colle Albergian auf 2713m und dann wieder 10km runter nach Balziglia. Von dort wären es eigentlich noch 7km auf der Straße nach Didiero gewesen. Da aber die Füße schon extrem weh taten, habe ich das Angebot von Pierluigi, dem Hüttenwirt des Agriturismo Miando, gerne angenommen, mich mit dem Auto abzuholen.
Überhaupt ist es jeden Tag ein spannender Moment zu sehen, wo man ankommt und untergebracht ist. Didiero ist ein Dorf, in dem noch 25 Menschen ganzjährig wohnen und es gibt nur eine Unterkunft, eben das Agriturismo Miando. Dort gibt es Zimmer (die aber alle schon voll waren) und ein Posto Tappa, wo ich heute schlafe. Das ist in der alten Dorfschule und besteht aus einem Schlafraum mit 10 Betten, von denen heute Nacht wohl 4 belegt sein werden.
Die Gegend hier ist geschichtlich sehr interessant, zum einen weil man hier in Okzitanien ist, wo nach wie vor die Langue d'Oc gesprochen wird und einem überall die roten Flaggen mit dem Katharerkreuz begegnen, zum anderen weil hier die Waldenser leben, eine christliche Religionsgemeinschaft, die sich im 13. Jahrhundert von der katholischen Kirche losgesagt und deren Autorität nicht mehr anerkannt hat. Sehr frühe Protestanten sozusagen. Sie wurden über Jahrhunderte verfolgt und unterdrückt und haben in diesen Tälern ihre Zuflucht gefunden. Im Erdgeschoss meines Posto Tappa gibt es dazu ein kleines Museum.